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25. April 2024
HUMAN RIGHTS

Fairer Handel – WFTO schützt knapp eine Millionen Existenzen

Die Welt-Fair-Handel-Organisation (Englisch: World Fair Trade Organization) ist ein globales Netzwerk von Organisationen des fairen Handels und ist auf den fünf großen Kontinenten in 76 Ländern vertreten. Beispielsweise in Kenia in Afrika, Chile in Lateinamerika, Australien in Ozeanien oder auch Deutschland in Europa.

Die Organisation richtet sich nach den zehn Prinzipien des fairen Handels, zu denen etwa ein Diskriminierungsverbot und der Schutz der Umwelt, aber vor allem auch ein Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen gehören.

Bei der Produktion von Lebensmitteln, Textilien oder Haushaltswaren wird also auf die Arbeitskraft von Kindern und Jugendlichen bewusst verzichtet. Vielmehr wird durch den Fair Trade-Handel der Organisation sichergestellt, dass erwachsene Arbeiter, Handwerker und Unternehmer eine faire Bezahlung erhalten, sodass die Familien nicht auf den Lohn ihrer Kinder angewiesen sind, um über die Runden zu kommen. Stattdessen können sie es sich leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken, damit diese dort eine ordentliche Ausbildung vermittelt bekommen. Dies hilft wiederum im Kampf gegen Kinderarbeit, denn mit einem guten (Schul-)Abschluss laufen die Kinder und Jugendlichen weniger Gefahr, auf einen ausbeuterischen Job mit geringer Entlohnung angewiesen zu sein.1)2)

Die Mitglieder der WFTO sind Produzenten-Genossenschaften und -Vereinigungen, Export-Gesellschaften, Importeure, Einzelhändler, nationale und regionale Fair-Trade-Netzwerke und Finanzinstitutionen, die der Fair-Trade-Bewegung angehören. Die WFTO repräsentiert demnach die gesamte Handelskette, vom Produkt bis hin zum Verkauf. Im Gegensatz zu „gewöhnlichen“ Waren-Prüfern untersucht das WFTO-Garantie-System auch die Gesamtheit des Unternehmens, nicht nur ein spezifisches Produkt, einen Bestandteil oder eine Lieferkette. Es beinhaltet eine Bewertung der kompletten Struktur und des kompletten Geschäftsmodells des Unternehmens, einschließlich seiner Betriebe und Lieferketten.

Somit wird gewährleistet, dass auf keiner Etappe des Weges, den das Produkt geht, Kinderarbeit eingesetzt wurde. Damit die zehn Prinzipien des fairen Handels, einschließlich des Verbots von Kinderarbeit, auch tatsächlich eingehalten werden, werden die Mitglieder der WFTO von ihren Kollegen und unabhängigen Prüfern regelmäßig kontrolliert. Somit ist nicht nur eine einmalige, sondern eine fortlaufende Kontrolle der Produkte hinsichtlich des wichtigen fünften Prinzips, des Verbots von Kinderarbeit, garantiert.

Unternehmen des fairen Handels auf der ganzen Welt produzieren und handeln, werben und bilden für eine bessere Welt. Die WFTO ist ihre globale Gemeinschaft. Die Firmen haben einen direkten Einfluss auf insgesamt 965.700 Existenzen, welche durch den Betrieb und die Lieferketten dieser Unternehmen unterstützt werden. Diese Unternehmen zeigen, dass eine bessere Welt möglich ist, und die WFTO unterstützt sie dabei mit einer Reihe von Initiativen und Projekten. Eine bessere Welt auch in dem Sinne, dass Kinderarbeit – im Gegensatz zu heute – nicht mehr an der Tagesordnung ist und im besten Fall sogar ganz verschwindet.1)2)

Für VerbraucherInnen, die nicht (unwissentlich) Kinderarbeit unterstützen bzw. mitfinanzieren möchten, sind die Unternehmen und Geschäfte der WFTO also eine passende Anlaufstelle. Wer ein Produkt aus dem Fair-Trade-Netzwerk der WFTO kauft, kann sich sehr sicher sein, dass dafür kein Kind schuften und seine Gesundheit riskieren musste. Und nebenbei sorgen KonsumentInnen aufgrund fairer Preise zudem dafür, dass die richtigen Arbeitskräfte, die Erwachsenen, keine Hungerlöhne erhalten und Familien es sich somit erlauben können, ihre Kinder zur Schule zu schicken.

Gab es zu Beginn der Fair-Trade-Bewegung noch relativ wenig Auswahl, was die Produkte betrifft, so bietet das WFTO-Netzwerk heutzutage ein breites Sortiment an fair gehandelten Artikeln an: Von Lebensmitteln wie Kaffee, Tee, Schokolade, Honig, Süßigkeiten, Nüsse oder Reis über Textilien wie Tischdecken, Bettbezüge oder auch Fair Fashion bis hin zu Haushaltswaren wie Geschirr oder Dekorationsstücke.

Die Produkte der WFTO-Mitglieder besitzen dabei ein „Garantiert Fairer Handel“-Label („Guaranteed Fair Label“). Sobald die Mitglieder vollständig verifiziert sind, können sie es auf all ihren Produkten verwenden.1)

Auf der Webseite der WFTO sind die Unternehmen/Geschäfte sowie ihre angebotenen Produkte aufgelistet. Über eine Suchfunktion kann man sogar explizit nach einem bestimmten Mitgliedsstaat und/oder einem Fair-Trade-Unternehmen der WFTO suchen.

Für Deutschland sind die bekanntesten Mitglieder wohl die „GEPA Fair Trade Company“, „El Puente“ und „WeltPartner“. Zur WFTO gehören aber auch weniger bekannte, vielsprechende Unternehmen oder Organisationen, wie etwa die Kleidungsmarke für Fair Fashion „paigh“ oder die „Chotanapurgruppe – Faire Handelsgesellschaft mbH“. Diese sollen hier nur ein paar Beispiele sein, um VerbraucherInnen einen kleinen Vorgeschmack auf das gesamte Angebot zu geben.1)3)

Außerdem gibt es zurzeit eine besondere Möglichkeit, die lokalen Weltläden und alle Partner des Fairen Handels zu unterstützen:

Die Fair-Handels-Unternehmen El Puente, Gepa, Globo und WeltPartner zeigen Solidarität mit den Weltläden: Ab sofort haben Onlineshop-KundInnen die Möglichkeit, bei ihrer Bestellung anzugeben, welchen momentan geschlossenen Weltladen sie normalerweise besuchen oder unterstützen möchten. Den Gewinn bzw. eine entsprechende Provision wollen sie dann an den jeweiligen Weltladen überweisen.

Gemeinsam mit rund 30 Lieferanten des Fairen Handels hat der Weltladen-Dachverband die „Aktion #fairsorgung“ gestartet. Ziel ist es, die schlimmsten wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise auf alle Partner des Fairen Handels abzumildern und die Versorgung der Bevölkerung mit fair gehandelten Produkten zu gewährleisten. Auf seiner Website bietet der Weltladen-Dachverband zum Beispiel eine Datenbank mit Online-Shops von Lieferanten an, die einen Teil ihrer Einnahmen an Weltläden weiterreichen.

Der Kauf von Produkten dieser Unternehmen hilft dabei, einige der gefährdetsten Gemeinschaften der Welt während der Pandemie zu unterstützen. Denn wegen der Coronakrise sind gerade wieder mehr Familien gezwungen, ihre Kinder anstatt zur Schule zur Arbeit zu schicken, um zu überleben. Mit dem Kauf von Fair-Trade-Produkten können VerbraucherInnen ihren Beitrag dazu leisten, dass Kinder und Jugendliche aufgrund von Covid-19 nicht unter ausbeuterischen Bedingungen schuften müssen.3)

  1. Website der WFTO; zuletzt abgerufen am 24.11.2020 [] [] [] []
  2. Wikipedia-Website der WFTO; zuletzt abgerufen am 24.11.2020 [] []
  3. Website der WFTO Germany; zuletzt abgerufen am 24.11.2020 [] []

Das Label der WFTO für fairen Handel. | Bild: © n.v. [CC BY-SA 4.0] – wikimedia commons

 

 

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